Mariannas wundersame Hühnervermehrung

Die "Marianna", so wurde sie ihr Leben lang genannt, kam am 9. April 1909 als Kofler-Tochter zur Welt. Ihre Eltern Sana und Simon waren sparsame und fleißige Bauern. Leider  verstarb ihr Vater, als sie drei Jahre alt war. Beim Tunnelbau in Mallnitz hatte er sich eine damals unheilbare Krankheit geholt. Sana, die Kofler-Bäurin, stand alleine mit zwei Kindern und dem großen Hof da. Ihr Schwiegervater (Plaschnig) kam ihr immer wieder zu Hilfe, sei es bei der Kindererziehung oder bei der Arbeit auf dem Hof. Aus dieser Hilfe entstand Liebe und aus dieser Liebe entstanden drei weitere Kinder. Eine interessante Familiengeschichte, denn die fünf Kinder waren Halbgeschwister, Tanten und Onkel in einem. Mariannas Kindheit und Jugend waren durch Sparsamkeit und Einfachheit geprägt. Auch später, als sie Krassnig-Bäurin wurde, behielt sie diese Eigenschaften bei. Sie gab immer wieder mit unverwechselbarem Humor diverse Begebenheiten zum Besten. Oft erzählte sie jene aufregende Geschichte aus der Kriegszeit, als jeder Bauer gewisse Produkte abliefern musste.

So musste auch pro Henne eine bestimmte Anzahl von Eiern abgegeben werden. Natürlich hatte sie gemogelt und nicht alle Hennen gemeldet. Eines Tages kam ein Kontrollor und wollte die Hühner zählen. Zu diesem Zweck befahl er ihr, die Hühner zu rufen und zu füttern. Das schlechte Gewissen plagte sie und nur mit leiser und heiserer Stimme machte sie ihre Lockrufe. "Lauter!", schrie der Kontrollor sie asn. Kaum hatte sie den Ruf "Pul, pul, pul!" etwas lauter von sich gegeben, kamen alle Hühner angerannt, natürlich viel mehr, als sie angegeben hatte. Da zur Kriegszeit nicht nur Menschen Hunger litten, kamen auch die Hühner von den Nachbarhöfen dahergeflattert, die ger4ade in der Nähe auf der Suche nach Fressbarem waren. Schließlich zählte der Kontrollor dreimal mehr Hühner, als gemeldet waren. Alle Beteuerungen der Bäurerin, dass nicht all diese Hühner zum Hof gehörten, nutzten wenig. Dieses Vergehen kam zu Meldung ans Gemeindeamt, und wie wurde vorgeladen. Dort versuchte sie nochmals zu erklären, dass auch Nachbarhühner herbeigelaufen waren. Teilweise wurde ihr geglaubt, aber sie erhielt einen strengen Verweis. Diese und viele andere Geschichten hat sie immer wieder zu erzählen gewusst und bis zu ihrem Tod im Jahr 1989 hat sie nie ihren Humor verloren.
 
erzählt von Franz Golger jun.

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